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Ernte 2023: Auf und Ab bei Wasserversorgung und Qualität

Schwetje: „Nach ersten Schätzungen fällt die Getreideernte mit gut 5,2 Millionen Tonnen um knapp zehn Prozent kleiner aus als im Vorjahr“, berichtete Kammerpräsident Gerhard Schwetje (Mitte) bei der Ernte-Pressekonferenz in Hannover am Mittwoch, 6. September (links im Bild: Gerald Burgdorf, Leiter des LWK-Fachbereichs Pflanzenbau; rechts: Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen). (Bild: Ziegeler/LWK Niedersachsen)

Das Wichtigste im Überblick:

Wetter: Auskömmliche Niederschläge im Winter; Wechsel aus feucht-kühler und später extrem trockener Witterung beeinträchtigt Pflanzenentwicklung im Frühjahr, Regen im Sommer verzögert Ernte und schädigt Getreidebestände.

Winterkulturen haben dank Wasservorrat im Boden gute Startbedingungen, Trockenheit im Frühjahr sorgt bei Winter- wie bei Sommerkulturen für starke Entwicklungs- und Ertragsschwankungen je nach Bodengüte und Wasserversorgung.

Getreideernte: Menge gegenüber dem Vorjahr rückläufig, starke Einschränkungen bei der Qualität, aus Brot- wird vielfach Futtergetreide.

Kartoffeln: Aufgrund nasser Böden späte Pflanzung; Regen im Sommer begünstigt Krautfäule; durchschnittliche Erträge erwartet.

Raps: Anbaufläche wegen zuletzt guter Erträge und Erlöse deutlich ausgeweitet; Ertrag gegenüber dem guten Vorjahr rückläufig und je nach Standort sehr unterschiedlich; Ölgehalt etwas niedriger als 2022.

Zuckerrüben: Trotz später Aussaat wird dank Niederschlägen und moderaten Temperaturen mit einer guten Ernte mit steigenden Erträgen gerechnet.

Mais: Profitiert von der diesjährigen Witterung – teilweise überdurchschnittliche Erträge erwartet. Entspannung für die Grundfutterversorgung der Milchviehbetriebe.

Grünland: Mengen erst in der zweiten Jahreshälfte zufriedenstellend; Nässe erschwert Erntebedingungen; Qualität voraussichtlich leicht unterdurchschnittlich.

Preise: Erzeugerpreise sind gegenüber dem hohen Niveau im krisen- und kriegsbestimmten Vorjahr deutlich zurückgegangen. Ausnahme: Kartoffeln – das überschaubare Warenangebot führt zu sehr stabilen Erzeugerpreisen. Die hohen Preise für Energie belasten weiterhin die Produktionskosten.

Hannover – Die niedersächsischen Acker- und Futterbaubetriebe haben dieses Jahr ein starkes Auf und Ab bei der Wasserversorgung ihrer Kulturen sowie bei den Erntebedingungen erlebt. Das hat Folgen für die Erträge und die Qualitäten – teils in negativer, teils in positiver Hinsicht. Während etwa das Getreide nach einem guten Start im Winter erst unter Trockenheit und später sehr unter Nässe litt, konnten Zuckerrüben und Mais von den ergiebigen Niederschlägen profitieren. Wer seine Anbauplanung je nach regionalen Möglichkeiten vielfältig gestaltete, konnte damit Ernte-Risiken verringern. Dieses Fazit zog die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) am Mittwoch (06.09.2023) während ihrer Ernte-Pressekonferenz in Hannover.

„Nach ersten Schätzungen fällt die Getreideernte mit gut 5,2 Millionen Tonnen um knapp zehn Prozent kleiner aus als im Vorjahr – extreme Trockenheit im Mai und Juni sowie starke Niederschläge im Juli und August haben ihre Spuren hinterlassen“, berichtete Kammerpräsident Gerhard Schwetje.

Dank ihres frühen Erntetermins konnte die Wintergerste (Details zu den einzelnen Kulturen siehe weiter unten) im Juli vielfach noch planmäßig und trocken eingefahren werden. Die folgende Regenperiode machte die ackerbaulichen Anstrengungen vieler Betriebe beim Getreide zunichte.

„Mit jedem Regentag, an dem die Mähdrescher nicht fahren konnten, hat die Backqualität von Weizen und Roggen abgenommen – so verwandelte sich Brotgetreide vielerorts in Futtergetreide“, sagte Schwetje. Die Nässe begünstigte außerdem Pilzbefall. 

„Insbesondere Bestände, die durch vorangegangene Unwetter umgeknickt worden waren, begannen an der Ähre oder Rispe zu keimen – bei Auswuchsgetreide sind die guten Backeigenschaften dahin“, ergänzte Schwetje. Die LWK rechne daher mit Einschränkungen bei der regionalen Versorgung mit Backweizen.

Für die Anbauerinnen und Anbauer hat es weitreichende Folgen, wenn sie nur zu feuchtes oder bereits keimendes Getreide ernten können. „Wer im Vorjahr Lieferverträge für Brotgetreide geschlossen hat, kann nun womöglich die geforderte Qualität nicht liefern und muss zumindest mit Preisabschlägen rechnen“, erläuterte der Kammerpräsident. „Ist das Getreide zu feucht für die Lagerung, muss es zunächst getrocknet werden – diese Kosten schmälern den Erlös zusätzlich.“

Wer seine Ware statt als Brot- nur als Futtergetreide vermarkten kann, verdient deutlich weniger Geld: Der Abstand von Futterweizen zu B-Weizen (Brotweizen) beläuft sich zurzeit auf 2,70 bis 3 Euro pro Dezitonne. Dieser Preisabstand, der in früheren Jahren eher bei 1,00 bis 1,50 Euro lag, kann sich noch vergrößern, wenn das Angebot an Futtergetreide weiter wächst. „Auf der anderen Seite bieten sich gute Vermarktungschancen für Qualitätsware, die vermutlich recht knapp sein wird“, ergänzte Schwetje mit Blick auf die Betriebe, deren Ernte weniger von den Niederschlägen betroffen war.

„In dieser schwierigen Situation bewährt sich, dass wir in Niedersachsen neben dem Ackerbau eine leistungsstarke Tierhaltung haben – so gibt es die Möglichkeit, das zusätzliche Futtergetreide regional für die Produktion von Fleisch und Milch zu verwerten“, betonte der Kammerpräsident. Diese Verwertungsmöglichkeit sei voraussichtlich nicht für alle Partien mit Auswuchsgetreide möglich: „Betriebe, die Auswuchsgetreide an Schweine und Rinder verfüttern möchten, sollten sehr gründlich auf die hygienische Beschaffenheit solcher Partien achten, da immer die Gefahr einer Pilzbelastung besteht.“ Um gesundheitliche Risiken für die Tiere auszuschließen, sollte Auswuchsgetreide dem Futter nur zu einem eher geringen Anteil beigemischt und nicht für Jungtiere und Sauen verwendet werden.

Für die Ernährung der mehr als 800.000 niedersächsischen Milchkühe spielt das Grünland eine große Rolle. Trockene und nasse Wetterphasen haben auch auf diesen Flächen die Ernten beeinflusst. Schwetje: „Nach eher überschaubaren Erträgen beim ersten und zweiten Schnitt im Frühjahr nahmen die Mengen durch den Regen im Verlauf des Sommers zu – die Qualität ist ersten Untersuchungen zufolge eher unterdurchschnittlich.“ Nach den zurückliegenden Dürre-Jahren habe sich die Grundfutterversorgung aber stabilisiert.

Angesichts der wechselhaften und extremen Witterung mit Hitze-, Nässe- und Dürrephasen befassten sich sowohl Bäuerinnen und Bauern als auch die LWK intensiv mit der Frage, welche Kulturen mit den Bedingungen des Klimawandels denn am besten zurechtkämen, berichtete Schwetje. „Die aktuell beste Risikovorsorge für einen Betrieb besteht darin, in einem Jahr möglichst mehrere verschiedene Nutzpflanzen anzubauen, die ihre Entwicklungs- und Reifephasen zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchlaufen – denn je weiter das Spektrum an kritischen Zeitphasen ist, desto weniger Schaden können zeitlich begrenzte Extremwetterereignisse anrichten.“

So werden 2023 voraussichtlich all jene Höfe mit einem blauen Auge davonkommen, die neben Getreide zum Beispiel Zuckerrüben und Mais angebaut haben: Für beide Kulturen werden gute Ernten und Erträge erwartet. Damit lassen sich wirtschaftliche Verluste beim Getreide zumindest teilweise ausgleichen.

Ernte 2023 in Niedersachsen: Die Kulturen im Einzelnen

Die Getreideernte 2023 wird nach Angaben des Landesamts für Statistik mit 5,2 Millionen Tonnen rund 10 Prozent geringer ausfallen als 2022. Witterungsbedingt sanken die Durchschnittserträge pro Hektar (ha) von 75,9 (2022) auf 70,1 Dezitonnen (dt). Angesichts der schlechten Erntebedingungen könnte der Durchschnittsertrag noch nach unten korrigiert werden.

Wegen der Unterschiede bei der Wasserversorgung und der Bodenbeschaffenheit gab es eine große Bandbreite von Erträgen. Die Wintergerste, die noch vor den starken Sommer-Niederschlägen weitgehend geerntet worden war, erreichte auf guten Böden 120 dt pro ha, auf leichten Böden mitunter nur 55 dt pro ha. Der Ertrag beim Winterweizen ging infolge der verzögerten, nassen Ernte um acht Prozent zurück.

Die Getreide-Anbaufläche ist 2023 gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent auf 760.743 ha gewachsen. Die Anbauflächen der Getreidearten änderten sich teilweise deutlich. Die Wintergetreide haben mit Winterweizen (+5,2 Prozent auf 351.696 ha), Wintergerste (+7,9 Prozent auf 147.307 ha) und Roggen (+10,6 Prozent auf 155.821 ha) den größten Anteil. Sommergerste (-25,2 Prozent auf 31.743 ha) büßte am stärksten an Fläche ein.

Mit 21,20 Euro pro dt liegt der durchschnittliche Erlös für Getreide insgesamt fast 28 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, als der Krieg im Getreide-Staat Ukraine die Preise trieb. Dieser Konflikt kann weiterhin zu deutlichen Preisschwankungen führen.

Infolge der verregneten Ernte, die unter anderem beim Weizen Pilzerkrankungen und Auswuchs (Auskeimung an der Ähre) begünstigte, ist deutlich mehr Futtergetreide im Angebot als im Vorjahr. Zusätzlich setzen Importware und die schwächelnde Nachfrage aus der Tierhaltung die Preise für Futterware unter Druck. Gute Karten hingegen haben Landwirtinnen und Landwirte, die Getreide in vereinbarter Top-Qualität liefern können – in diesem Marktsegment dürfte das Angebot eher knapp sein.

Für den Raps ist die Anbaufläche 2023 wegen der zuletzt guten Erträge und Erlöse um 17 Prozent auf 108.196 ha ausgeweitet worden. Nach den sehr guten Erträgen in 2022 haben sich diese auf besseren Standorten wieder auf das Mittel der zurückliegenden Jahre eingependelt. Auf schwächeren Standorten haben Nässe und Kälte im Frühjahr, die anschließende Trockenheit sowie Schädlings- und Pilzbefall den Ertrag geschmälert. Daher liegt die Spanne je nach Bodenqualität zwischen 15 und 50 dt/ha.

Der Rapspreis reicht aktuell nicht an das hohe Niveau der Vorjahre heran und liegt um gut ein Drittel niedriger als im Vorjahr. Unter anderem eine weltweite Rekordernte und hohe Importmengen sowie der etwas geringere Ölgehalt lassen die Erlöse schrumpfen.

Das nasse Frühjahr führte bei den Kartoffeln zu einer verzögerten Pflanzung bis weit in den Mai. Die folgende Trockenheit konnten nicht alle Betriebe mit Beregnung ausgleichen. Durch den Regen ab Juli traten Pflanzenkrankheiten wie Krautfäule dieses Jahr verstärkt auf. Dies erforderte den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, um das Risiko für Ertragsausfälle zu reduzieren.

Die Anbaufläche von Kartoffeln bewegt sich mit rund 123.400 ha auf dem Niveau der Vorjahre. Fast 50 Prozent aller deutschen Kartoffeln wachsen in Niedersachsen, neben Speisekartoffeln auch Chips-, Pommes- und Stärkekartoffeln. Für eine Ertragsprognose ist es derzeit noch zu früh – Fachleute rechnen mit einer eher durchschnittlichen Ernte, der Ertrag lag 2022 bei 423,5 dt/ha.

Die Erzeugerpreise für Kartoffeln bewegen sich mit etwa 40 Euro/dt weit über dem Vorjahr und dem Fünf-Jahres-Schnitt. Für Frühkartoffeln wurden zeitweise 90 Euro/dt bezahlt – das Angebot war durch die Pflanzbedingungen und die folgende Trockenheit knapp. Die Erzeugerpreise für Speisekartoffeln dürften mit der einsetzenden Haupternte etwas zurückgehen. Am Markt fürVeredelungskartoffeln (für die Herstellung etwa von Chips, Pommes, Kartoffelsalaten) gab es Preisschwankungen zwischen 60 und 20 Euro/dt.

Drei Besonderheiten zeichnen den Anbau von Zuckerrüben dieses Jahr aus: späte Aussaat, ausreichend Regen und gute Preisaussichten. Im kalten und nassen Frühjahr zog sich die Aussaat bis in den Mai hin – ein Monat länger als üblich. Doch die Sorge, ob denn die Pflanzen diesen Wachstumsrückstand wieder wettmachen könnten, erwies sich als unbegründet: Die Niederschläge des Sommers und die dadurch verbesserte Verfügbarkeit von Nährstoffen im Boden haben die Zuckerrüben für eine vielversprechende Entwicklung genutzt. Allerdings verlangten Blattläuse und andere Schädlinge viel Aufmerksamkeit.

Aufgrund des sehr guten Zuckerpreises auf dem Weltmarkt sind für die heimischen Rübenbäuerinnen und -bauern auskömmliche Erlöse zu erwarten. Erst im Laufe der Rübenkampagne, die in diesen Tagen beginnt, werden sich die endgültigen Preise für den Vertragsanbau und freie Partien bilden. Die Anbaufläche für Zuckerrüben liegt mit 101.461 ha leicht über dem Niveau des Vorjahres. Erste Proberodungen deuten auf Erträge hin, die über dem Fünf-Jahres-Mittel (rund 75 t/ha) liegen. Neben der Zuckerproduktion werden die Rüben zu einem kleineren Anteil in Biogasanlagen verwertet oder an Rinder verfüttert.

Die Anbaufläche der großkörnigen Körnerleguminosen wie Ackerbohne, Erbse und Sojabohne ist leicht auf 15.750 ha (-3,3 Prozent) zurückgegangen. Während Körnererbsen um fast 40 Prozent auf 4.400 ha zulegten, gab es bei Ackerbohnen (-17,5 Prozent auf 7.300 ha) und Lupinen (-20 Prozent auf 1.600 ha) Rückgänge zu verzeichnen. Der Trend zum Sonnenblumen-Anbau hat sich zunächst nicht fortgesetzt (-8 Prozent auf gut 2.000 ha). Die Ernte der Leguminosen ist wegen der Verzögerung durch Niederschläge noch nicht abgeschlossen.

Neben der Zuckerrübe gehört der Mais zu den Profiteuren des nassen Sommers. Nach der durch Kälte und Nässe verzögerten Aussaat hat die vorhandene Bodenfeuchte in der Regel für eine gute Entwicklung der Jungpflanzen ausgereicht. Danach sicherten regelmäßige Niederschläge landesweit das weitere Wachstum ab. Auch die hohen Temperaturen des Frühsommers förderten die Maisentwicklung. Zurzeit rechnen die Mais-Fachleute der LWK mit einer normalen Abreife ab Mitte September sowie mit durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen Erträgen.

Schätzungen zufolge steht in Niedersachsen dieses Jahr auf 452.000 ha Silomais, auf weiteren 114.540 ha bleiben die Pflanzen voraussichtlich länger stehen, um als Körnermais gedroschen zu werden. Diese Anteile können sich je nach Vermarktungschancen noch verschieben. Rund 60 Prozent des Silomaises werden für die Rinderfütterung verwendet, 40 Prozent werden für die dezentrale Energieerzeugung in Biogasanlagen verwertet. Nach der unterdurchschnittlichen Maisernte 2022 dürfte die bevorstehende Ernte die Situation bei der Grundfutterversorgung entspannen.

Bei der Grundfutter-Erzeugung spielt auch das Grünland mit rund 700.000 ha eine bedeutende Rolle. Der Jahresertrag dort setzt sich aus mehreren Ernten zusammen – so lassen sich widrige Wetterbedingungen besser ausgleichen. Das war auch dieses Jahr von Vorteil. Der kühle Jahresbeginn verzögerte den ersten Aufwuchs. Die Ernte des Ackergrases fand später als üblich statt – und damit auch die darauffolgende Mais-Aussaat. Die Erträge lagen im ersten Schnitt mit 35 bis 43 dt Trockenmasse pro ha 10 bis 20 Prozent niedriger als im Vorjahr.

Nach dem trockenen Sommer 2022 und Frösten im Dezember wiesen die Bestände des Dauergrünlandes im Frühjahr noch Lücken sowie Stellen auf, an denen unerwünschte Pflanzen mit geringem Futterwert wuchsen. Die Abfolge von kühler Witterung und anschließender Trockenheit bis Juni sorgte dafür, dass der erste und zweite Schnitt je nach Region unterdurchschnittlich bis mager ausfiel. Erst die anhaltenden Niederschläge des Sommers ließen die Erträge steigen. Die Nässe beeinträchtigte andererseits die Erntearbeiten. Weil die einzelnen Schnitte regional sehr unterschiedlich ausgefallen sind, rechnen die LWK-Grünlandfachleute mit einer leicht unterdurchschnittlichen Qualität.

Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter von Extensivgrünland konnten aufgrund der späten Grasschnitte in der ersten Vegetationshälfte vor allem von der trockenen Wetterphase im Juni und Anfang Juli profitieren. Sie holten gutes Heu in ausreichenden Mengen von den Flächen.

Für die Weidehaltung waren die wechselhaften Wetterverhältnisse 2023 bislang eine Herausforderung. In trockenen Phasen wurde das Futter auf der Weide knapp, so dass manche Betriebe vermehrt zufüttern mussten. Während der Regenperiode wuchs das Gras zwar gut, doch teilweise wurden die Flächen so nass und matschig, dass die Rinder zeitweise zurück in den Stall mussten.

Weitere Zahlen finden Sie in der beigefügten Tabelle „Anbauflächen, Erträge und Erlöse von Landwirtinnen und Landwirten in Niedersachsen 2023 im Vergleich zu 2022“.

Ökolandbau

Mit einer Fläche von mehr als 163.000 ha wurden in Niedersachsen in 2023 für mittlerweile 6,4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Anträge auf Ökoförderung gestellt. Obwohl sich der jahrelange Bio-Boom verlangsamt hat und sich zum Beispiel Öko-Dinkel und Öko-Hafer schwieriger vermarkten lassen, hat der Ökolandbau im Vergleich zum Vorjahr an Fläche gewonnen. Grünlandbetriebe sind zurzeit eher geneigt, auf „Öko“ umzustellen als Marktfruchtbetriebe.

Öko-Wintergerste (+79 Prozent auf 2.673 ha) konnte noch unter trockenen Bedingungen geerntet werden Die Erträge und Kornqualitäten sind überwiegend erfreulich. Dann kam der große Regen, und die Ernte von Öko-Roggen (+37 Prozent auf 5.193 ha), Öko-Dinkel (-56 Prozent auf 1.869 ha), Öko-Weizen (+30 Prozent auf 10.443 ha) und Öko-Triticale (+57 Prozent auf 2.611 ha) fiel buchstäblich ins Wasser. Genau wie beim konventionell angebauten Getreide mussten Partien getrocknet werden, damit sie lagerfähig wurden und ihre gute Backeigenschaften behielten. Dies gelang bei einem Gros des Öko-Getreides leider nicht. Insgesamt dürfte der überwiegende Teil des Öko-Wintergetreides nur als Viehfutter zu vermarkten sein.

Durch die Vorgaben des Ökolandbaus – etwa den Verzicht auf Mineraldünger – ist es eine besondere Herausforderung, gute Backqualitäten zu erzeugen. Neben Standort, Fruchtfolge, organischer Düngung, Witterung und Erntezeitpunkt sind die Verfügbarkeit von Stickstoff im Boden sowie die Sortenwahl zentrale Faktoren. Weil die reifen Bestände wegen des Regens zu lange auf dem Acker blieben, begann das Getreide zu keimen. Der sinkende Stärkegehalt führt dazu, dass mit Elastizität und Triebkraft wichtige Backeigenschaften verlorengehen.

Genaue Abgaben zu Mengen und Qualitäten des Öko-Getreides liegen wegen der verspäteten Ernte noch nicht vor. Die vom Handel geforderten Eigenschaften werden vielerorts nicht erreicht. Volle Läger bremsen die Nachfrage auch nach den wenigen guten Qualitäten. Hinzu kommt die schwächelnde Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Öko-Mehl und Öko-Backwaren. Ein akutes Problem ist das große Angebot von Futtergetreide und eine zugleich zurückhaltende Nachfrage. Die Differenz von Futter- zu Brotgetreide liegt bei 6 Euro je dt.

Etwas besser sieht es bei den Öko-Körnerleguminosen aus. Trotz wechselhaften Wetters entwickelten sich die Bestände zunächst gut. Die Erträge fallen je nach Standort und Regenmenge und Regen-Zeitpunkt voraussichtlich sehr unterschiedlich aus – die Spanne reicht von zufriedenstellend bis enttäuschend. Die Nachfrage ist aber nach wie vor gut, es ist weiterhin mit stabilen Preisen zu rechnen.

Dank guter Nachfrage hat das Interesse am heimischen Öko-Sojabohnenanbau (+17 Prozent auf 1.097 ha) weiter zugenommen. Diese Kultur gehört ebenfalls zu den Profiteuren des diesjährigen Wetters und konnte trockene wie feuchte Phasen für eine gute Entwicklung nutzen. Die Ökolandbau-Fachleute der LWK rechnen mit hohen Erträgen und weiterhin stabilen Erzeugerpreisen. Bislang dominiert in Niedersachsen der Anbau von Öko-Soja als Tierfutter. Für den menschlichen Verzehr – etwa als Tofu – sind häufig spezielle Sorten und Qualitäten gefragt.

Wie beim konventionellen Mais konnte sich der Öko-Mais (+43 Prozent auf 5.305 ha) trotz später Aussaat gut entwickeln. Die mechanische Beikrautregulierung fand im Mai und Juni unter optimalen Bedingungen statt. Die hervorragend entwickelten Bestände lassen gegenwärtig eine überdurchschnittliche Ernte erwarten.

Wegen der zuletzt guten Preise hatte der Anbau von Öko-Raps (-8 Prozent auf 1.092 ha) in den zurückliegenden Jahren an Bedeutung gewonnen. Den Jungpflanzen machten anfangs der Rapserdfloh und andere tierische Schaderreger zu schaffen. Die Erträge fallen weitgehend durchschnittlich aus und reichen nicht an das Niveau von 2022 heran.

Der kühle Mai und die anschließende Trockenheit hemmten die Öko-Sonnenblumen (+4 Prozent auf 556 ha) zunächst in ihrer Entwicklung. Den Rückstand machten die meisten Bestände im Sommer dank Niederschlägen wieder wett. Die Ernteaussichten für Oktober sind gut. Das Interesse am Anbau von Öko-Sonnenblumen nimmt weiter zu.

Mit tierischen Schaderregern hatte auch die Öko-Zuckerrübe (-7 Prozent auf 1.413 ha) im Frühjahr zu kämpfen. Tierische Gegenspieler wie etwa Marienkäfer spielen beim Pflanzenschutz eine noch größere Rolle als im konventionellen Rübenanbau. Durch die Niederschläge im Juli und August legten die Öko-Rüben deutlich an Masse zu. Dies lässt hohe Erträge erwarten. Die Zuckergehalte dürften wegen einer geringeren Sonneneinstrahlung niedriger ausfallen als 2022.

Analog zu den Bedingungen im konventionellen Landbau kamen die Öko-Kartoffeln (-19 Prozent auf 2.483 ha) im Frühjahr wegen Nässe später als üblich in den Boden. Ab Ende Juli wurde im Zuge der Niederschläge Krautfäule in vielen Beständen zum Problem. Welche Auswirkungen dies auf die Qualität hat, lässt sich zurzeit noch nicht verlässlich einschätzen. Die Erträge werden sich vermutlich, aufgrund des späten Befalls mit Krautfäule, auf einem durchschnittlichen Niveau befinden.

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