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Jahresprogramm 2019

Kestner Gesellschaft

Nach einem erfolgreichen Ausstellungsjahr 2018, bestärkt von der vielfältigen Unterstützung und dem positiven Rückhalt von Künstlerinnen und Künstlern, Förderern und Mitgliedern startet die Kestner Gesellschaft in ein neues Ausstellungsjahr: In 2019 werden insgesamt vier Einzelausstellungen und eine groß angelegte internationale Gruppenausstellung gezeigt. Ein thematischer Schwerpunkt liegt dabei auf revolutionären Lehrmethoden und der Ausbildung, insbesondere radikalen pädagogischen Konzepten an zentralen Kunsthochschulen, die bis in die Gegenwart wirken. Daneben wird auch das programmatische Interesse der Kestner Gesellschaft an gegenwärtigen Malereipositionen – zum Beispiel Monika Baer (2016), Rochelle Feinstein (2016/17) oder Christa Dichgans (2018) –  fortgeführt:

Vor diesem Hintergrund bildet die Einzelausstellung »As Life Travels On« von Walter Dahn (*1954, St. Tönis/Krefeld) den Auftakt im Jahr 2019. Dahn war einer der wichtigsten Protagonisten der »Mühlheimer Freiheit«. Mit ihrer expressiven Malerei zählt die Kölner Künstlergruppe zu den »Neuen Wilden«. In den 1970er Jahren in der Punk- und Undergroundszene als Musiker tätig, überführt Walter Dahn Techniken und Strategien aus dem Bereich Musik in sein künstlerisches Schaffen. Mit über 80 Werken richtet die Ausstellung den Blick auf Dahns Gesamtwerk, das weit über die wilde Malerei hinausgeht und von künstlerischen Techniken des Samplings und der Aneignung geprägt ist. (2. März bis 28. April 2019)    

Ab Mai ist Goshka Macuga (*1967, Warschau) im gesamten Haus zu sehen. Macuga verwebt in ihrer Kunst unterschiedliche Erzählstränge, die sie vor dem Hintergrund ihres Interesses an Sozial- und Kulturgeschichte entwickelt. Im 100. Jubiläumsjahr des Bauhauses untersucht die interdisziplinär arbeitende Künstlerin das historische Vermächtnis der wichtigsten Schule für Architektur, Kunst und Design. Für die Ausstellung setzt sie sich intensiv mit dem Archivmaterial der Kestner Gesellschaft auseinander, um die enge Verbindung der Institution mit dem Bauhaus künstlerisch aufzuarbeiten. Neben einer neuen Produktion, die eigens für die Ausstellung entsteht, wird auch eines ihrer Hauptwerke zu sehen sein: das »Kabinett der Abstrakten (after El Lissitzky)« (2003) zeigt ebenfalls Bezüge zur Bauhaus-Avantgarde und zu den Protagonisten der Kestner Gesellschaft. Die Arbeit nimmt Bezug auf das »Kabinett der Abstrakten«, das von El Lissitzky gemeinsam mit Alexander Dorner 1927 im damaligen Provinzialmuseum Hannover entwickelt wurde. El Lissitzky war eng mit der Kestner Gesellschaft verbunden, und Alexander Dorner war Interimsdirektor des Hauses. (24. Mai bis 4. August 2019)

Die als großes Forschungsprojekt angelegte Ausstellung zu den frühen Jahren der im Jahr 1970 durch Walt Disney gegründeten Kunsthochschule »Cal Arts« (California Institute of the Arts) ist historiografisch angelegt. Mit ihren radikalen pädagogischen Konzepten gilt die Schule als Wiege der Konzeptkunst, Institutionskritik und feministischen Kunst. Damals zentrale Themen wie die Zirkulation der Bilder in Massenmedien, die Frage nach der künstlerischen Autorenschaft und der Rolle der Institutionen wie auch das Thema Feminismus könnten heute – im Zeitalter des digitalen Bilderflusses und debattierter Identitätspolitik – brisanter nicht sein. Der von John Baldessari gegründete Lehrstuhl »Post Studio« und das »Feminist Art Program« von Judy Chicago und Miriam Schapiro stellten damals zentrale Weichen. Die Lehrenden der Schule werden auch anhand von Zeitzeugenberichten vorgestellt. Zu den bekanntesten CalArts-Schülern zählen unter anderem Matt Mullican, David Salle, Suzanne Lacy oder Ulrike Rosenbach. Die Ausstellung mit dem Arbeitstitel »Die frühen Jahre des CalArts« wird kuratiert von Christina Végh und Philipp Kaiser (freier Kurator, Los Angeles), das begleitende Forschungsprojekt wird geleitet von Annette Jael Lehmann (Freie Universität, Berlin), das Wissens- und Designlabor MetaLab (Harvard University) realisiert dazu ein Projekt. (30. August bis 10. November 2019)

Zum Jahresende führt Evá Kot’átková (*1982, Prag) das Interesse an Erziehungs- und Bildungskonzepten fort. Kot’átková setzt beim Individuum und dessen Verstrickung in gesellschaftlichen Regelwerken an. Institutionen wie Schulen Behörden, psychiatrische Krankenhäuser, oder auch die Familie interessieren als Metapher für die Erfahrung von Kontrollverlust, Leistungsdruck oder Ausgrenzung. (7. Dezember 2019 bis 9. Februar 2020)

Parallel dazu wird der ägyptische Künstler Hassan Khan (*1975, London) gezeigt, der zugleich als bildender Künstler, Soundkünstler und Schriftsteller tätig ist. Seine ersten öffentlichen Auftritte fanden in der Untergrundszene Kairos statt, wo er in den 1990er Jahren mit experimentellen Videos auftrat. Khans Blick richtet sich dabei auf Sprache, Musik und bildnerische Form als künstlerischer Ausdruck von Gesellschaften. Oftmals geht es ihm darum, Berührungspunkte zwischen verschiedenen Gesellschaftsformen zu suchen. (7. Dezember 2019 bis 9. Februar 2020)

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