Der Kulturbereich ist flächendeckend von behördlichen Empfehlungen auf Stadt-, Landes- und Bundesebene betroffen und maßgeblich durch präventive Maßnahmen eingeschränkt. In einer Sitzung der vier Gesellschafter der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen GmbH am Montagabend und einem Beschluss des Aufsichtsrates am Dienstagvormittag wurde beschlossen, die Festspiele 2020 zu verschieben. Der Geschäftsführende Intendant Tobias Wolff wendet sich in einer Videobotschaft (abrufbar unter hndl.de/info2020) an alle Beteiligten und Betroffenen. Das Statement hier im Wortlaut:
„Die Bundesregierung und das niedersächsische Gesundheitsministerium haben dringend empfohlen, bis auf Weiteres alle Veranstaltungen auszusetzen. Darum müssen wir nun leider auch die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen 2020 verschieben.
Diese Entscheidung trifft uns hart: Unsere Jubiläumsfestspiele, auf die wir uns sehr gefreut und auf die Laurence Cummings, mein Team und ich über viele Jahre hingearbeitet haben, werden im Mai 2020 nicht stattfinden.
In großer Übereinstimmung mit den Gesellschaftern der Festspiel-GmbH halte ich diese präventive Maßnahme aber für richtig.
Denn nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass im Mai 2020 die Corona-Epidemie noch nicht überwunden sein wird.
Die Festspiele locken jährlich tausende Menschen aus der ganzen Welt an. Darauf sind wir stolz. Gemeinsam mit allen Verantwortlichen halte ich es aber nicht für vertretbar, Künstlerinnen und Künstler, Publikum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem vermutlich weiterhin hohen Risiko einer Ansteckung auszusetzen.
Und schon heute weiß ich: Wir können das vorgesehene Programm ohnehin nicht mehr wie geplant durchführen. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler befinden sich in abgeriegelten Gebieten, einzelne haben sich möglicherweise sogar selbst angesteckt.
Wir sind in Gedanken bei Ihnen.
Für alle Künstlerinnen und Künstler bedeutet das Coronavirus aber nicht nur ein hohes gesundheitliches Risiko, sondern eine unmittelbare, reale existenzielle Bedrohung. Auf der ganzen Welt sehen sich Künstlerinnen und Künstler durch die vielen Veranstaltungsabsagen ungeheuren Einnahmeausfällen gegenüber und drohen innerhalb weniger Wochen unverschuldet in die Armut abzurutschen.
Selbstverständlich würden die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen gern alle Eintrittsgelder an unser Publikum zurückzahlen. Nicht nur vor dem Hintergrund der existenziellen Bedrohung der Künstlerinnen und Künstler appellieren wir aber an Sie, liebes Publikum: Bitte prüfen Sie, ob Sie auf eine Rückerstattung der bereits erworbenen Tickets verzichten können! Gern stellen wir Ihnen im Gegenzug eine Spendenbescheinigung aus. Die so gewonnenen Mittel werden wir unter anderem dafür verwenden, betroffene Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen.
Zudem ist aber auch unsere gemeinnützige Festspiel-GmbH in ihrer Existenz bedroht. Da sie nahezu ohne Rücklagen auskommen muss und auch der laufende Betrieb zum Teil über Eintrittsgelder und Drittmittel finanziert wird, drohen erhebliche Ausfälle. Wenn die Festspiele nicht stattfinden, entfallen voraussichtlich auch Sponsoring- und Stiftungsmittel.
Auch Sie, liebe Sponsorinnen und Sponsoren, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Stiftungen, bitte ich, uns bei Wegfall der vereinbarten Leistungen weiterhin zu unterstützen. Durch diese solidarische Geste sichern Sie den Fortbestand der Festspiele auch über das 100-jährige Jubiläum hinaus.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit diesen Anstrengungen die Krise überwinden werden. Mit den öffentlichen Zuwendungsgebern befinden wir uns schon jetzt in intensiven Gesprächen.
Ein Rückblick auf die Geschichte unserer Festspiele zeigt, dass sie schon allerlei Krisen überstanden haben. Ich freue mich schon heute darauf, mit Laurence Cummings, meinem Team, mit Ihnen liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, liebes Publikum, gesund und ausgelassen die nächsten Internationalen Händel-Festspiele Göttingen zu feiern.“
Zum Schutz der Mitarbeiter*innen ist das Festspielbüro zunächst vom 18. März bis einschließlich 17. April 2020 geschlossen. In dringenden Fällen erreichen Sie die Geschäftsführung per E-Mail unterinfo@haendel-festspiele.de. Künstler*innen und Beteiligte der Festspiele können sich per E-Mail an Antje Michael (amichael@haendel-festspiele.de) wenden. Presseanfragen richten Sie bitte an mlippke@haendel-festspiele.de.
Sobald das Festspielbüro seinen regulären Betrieb wieder aufgenommen hat, stehen die Mitarbeiter*innen auch für Rückfragen zu Kartenstornierungen zur Verfügung. Bis dahin bittet die Festspiel-GmbH von Rückfragen abzusehen, da sie aufgrund der Büroschließung nicht bearbeitet werden können.
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