Arbeiten ohne Bürozwang: Im hannoverschen IT-Startup simficient entscheidet jede und jeder selbst. Bei Temperaturen über 30 Grad stöhnt so mancher von uns über seinen Pflichttag im Büro. Bei der simficient GmbH entscheidet jeder selbst, ob er den lieber im Biergarten oder am Strand verbringt. Im hannoverschen IT-Startup herrscht kein Bürozwang.
34 Grad Außentemperatur. Es ist heiß, richtig heiß und es soll sogar noch heißer werden. Der Mega-Sommer nimmt kein Ende, Abkühlung ist vorerst nicht in Sicht. Beim Startup simficient im TECHNOLOGIE ZENTRUM im Wissenschaftspark Marienwerder brummt das Geschäft. Doch wer heute hier ins Büro schaut, blickt in leere Räume.
Bürozwang? Das ist für simficient-Gründerin, Diplom-Wirtschaftsinformatikerin Julia Thalhammer, Schnee von gestern: „Wo wir unsere jeweiligen Aufgaben erledigen, das entscheidet bei uns vom ersten Tag an jeder selbst. Wir treffen uns einmal pro Woche“, beschreibt die Unternehmerin die Struktur der Zusammenarbeit in ihrem Unternehmen.
Ihr 2015 gegründetes IT-Unternehmen hat sich sehr erfolgreich auf Prozessautomatisierungen in Unternehmen spezialisiert. Von Hotel bis Industrie, von Einkauf über Service bis hin zu Lieferketten. Was bisher mit Papier abgewickelt wurde, wird von simficient automatisiert.Digitale Transformation heißt das zentrale Schlagwort. Thalhammer ist IT-Spezialistin und strukturiert für ihre Kunden Prozesse digital neu –vom Urlaubsantrag bis zum Vergabeverfahren eines Kitaplatzes – alles lässt sich digital effizienter und schneller abbilden. simficient schafft individuell optimale Lösungen mit viel Programmieraufwand. Damit gehört das Startup zurzeit zu den gefragtesten Unternehmen.Mittlerweile hat simficient sechs festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die nächste Stelle soll zum Jahreswechsel dazukommen.
Ob im Waschsalon, am Strand, im Garten oder wo auch immer – nicht das Wo ist für die Geschäftsführerin entscheidend, sondern das Wie: Der dringende Termin in der Autowerkstatt, ein Arzttermin oder Streik in der Kita der Kinder? Jeder Mitarbeiter organisiert sich seinen Tag selbst, kennt eben auch seine beruflichen Aufgaben und Termine.Julia Thalhammer, selbst Mutter einer eineinhalbjährigen Tochter, ist überzeugt von diesem Konzept:„Wir machen damit nur beste Erfahrungen. Wir sprechen fast täglich miteinander, aber wir müssen uns dafür nicht bei der Arbeit sehen. Bei neuen Mitarbeitern vereinbaren wir in der Regel ein halbes Jahr Probezeit, man merkt sehr schnell, ob sich jemand verlässlich gut organisieren kann.“
„Die Erfolgsgeschichte von simficient zeigt deutlich, welch immenses Potenzial Startups für die gesamte Arbeitswelt mitbringen. Unternehmen wie die simficient GmbH haben den Paradigmenwechsel in der Mitarbeiterführung längst innovativ eingeleitet“, freut sichDr.-Ing. Adolf M. Kopp, Geschäftsführer hannoverimpuls, über die Entwicklung des jungen hannoverschen Startups, das von hannoverimpuls begleitet wird.
Julia Thalhammer wurde im Gründungsprozess von Gründerinnen-Consult, ein Projekt der hannoverimpuls GmbH, und deren Beratungsangebot speziell für Frauen unterstützt. Darüber hinaus hat Julia Thalhammer mit ihrer IT-Gründungsidee vor drei Jahren beim Plug & Work-Wettbewerb von hannoverimpuls überzeugt und bezuschusste Büroräume in der Größe von rund 30 Quadratmetern für ihr Unternehmen gewonnen. Bei einem Startup, das so schnell wächst, wäre normalerweise längst ein Umzug fällig. Doch auch das ist für simficient kein Thema. Die Büros im TECHNOLOGIE ZENTRUM sind quasi die Homebase der Firma. Manchmal arbeitet ein Mitarbeiter auch lieber hier als zu Hause. Doch bei Temperaturen von 34 Grad? Da suchen sich alle lieber Schattenplätze. Die Chefin hat einen großen Garten, doch in diesen superheißen Tagen ist sie auch da wenig zu finden: „Selbst draußen ist es mir gerade zu heiß, ich sitze lieber im kühlen Home-Office.“
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